Wann darf man Estrich belegen mit Parkett, Laminat, Vinyl & Co?
In diesem Artikel klären wir die Begriffe Restfeuchte und Belegreife von Estrich und gehen der Frage nach, wann man Estrich belegen darf bzw. wann Estrich trocken genug für die Verlegung ist. Hierbei spielt es keine Rolle, ob der Estrichboden neu gegossen oder aufgrund eines Wasserschadens feucht geworden ist.
Die Belegreife von Estrich
Als Belegreife von Estrich bezeichnet man den Zeitpunkt, ab dem der Estrich trocken genug ist, um darauf Parkett, Vinyl oder andere Beläge zu verlegen. Nach der Trocknungszeit von Estrich gilt dieser als belegreif, wenn der restliche Wassergehalt – die sogenannte Restfeuchte – einen bestimmten Wert nicht überschreitet. Bevor also ein Belag auf Estrich aufgebracht wird, muss der Feuchtegrad bestimmt werden.
Die Restfeuchte von Estrich
Der Feuchtegehalt von Estrich, also der Feuchtigkeitsanteil bzw. Wassergehalt eines Estrichbodens, wird mit dem Begriff Restfeuchte ausgedrückt. Böden aus Estrich werden in der Regel nass ausgegossen. Die breiige Masse muss dementsprechend trocken, damit der Estrich betreten und mit einem Belag versehen werden kann. Hat der Estrichboden die sogenannte Nennfestigkeit erreicht, könnte er belegt werden. Jedoch sollte immer der Anteil an Restfeuchte gemessen werden, um Schäden im Bodenbelag zu vermeiden.
Die Messung der Restfeuchte ist wichtig, da ein vermeintlich trocken wirkender Estrich immer noch viel Feuchtigkeit / Wasser enthalten kann. Unter anderem spielt hierbei die Dicke des Estrichbodens und die Art des Estrichs eine Rolle. Eine bestimmte Trocknungszeit kann also nicht als Maß herangezogen werden.
Messung der Restfeuchte von Estrich
Ob die Trocknungszeit von Estrich ausreichend war, um einen Fußbodenbelag auf ihm zu verlegen, lässt sich über eine Messung der Restfeuchte feststellen. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Am genauesten und gerichtlich anerkannt ist für mineralische Unterböden die CM-Messung (Calciumcarbid-Methode). Über die so ermittelte Restfeuchte im Estrich lässt sich prüfen, ob der Estrich belegreif ist.
Ab welchem Restfeuchtegehalt die unterschiedlichen Estricharten mit einem Belag ausgestattet werden kann, ohne das der Belag Schaden nimmt, hat der die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe e.V. in dem Merkblatt Anerkannten Regeln der Technik bei der CM-Messung definiert. Wie hoch der Feuchtigkeitsgehalte bei Zement- und Calciumsulfatestrichen maximal sein darf, zeigt die Übersicht.
Werte zur Restfeuchte und Belegreife von Estrich
Wie lange Estrich trocknen muss, bis man den Bodenbelag verlegen kann, lässt sich nicht nach der Zeitdauer bestimmen. Wann der richtige Zeitpunkt für die Verlegung des neuen Fußbodenbelags ist, hängt also vom Ergebnis der CM-Messung ab. Überschreitet das Mess-Ergebnis den Wert, muss der Estrich weiter trocknen. Wird der Bodenbelag zu früh oder auf zu feuchten Estrich verlegt, kommt es meist zu Schäden im Bodenbelag.
Schäden bei zu früher Belegung von Estrich
Was kann passieren, wenn der Estrichboden ohne Messung der Restfeuchte mit einem Fußbodenbelag ausgestattet wird? Ist der Estrichboden nicht genug getrocknet und damit nicht belegreif, treten nach einiger Zeit Schäden auf. Diese können den Bodenbelag selbst betreffen oder im schlimmsten Fall die innere Bausubstanz – je nachdem, welche Belag auf dem Estrich liegt.
Schäden bei Parkett und anderen Holzbelägen
Die restliche Feuchtigkeit im Estrich entweicht nach oben. Ist der Feuchtegehalt zu hoch, nehmen Bodenbeläge aus Holz wie Parkett, Laminat oder Dielen die Feuchtigkeit auf. Das Holz quillt dadurch auf, was wiederum zu Wölbungen und Fugenbildung führt. Bei geklebten Bodenbelägen löst sich zudem der Kleber; bei schwimmend verlegten Holzbelägen kann sich Schimmel bilden.
Schäden bei Vinyl und anderen wasserdichten Belägen
Bei wasserdichten Bodenbelägen wie Vinyl oder Linoleum ist das Schadensbild oft größer als bei Holzbelägen. Denn die Restfeuchte aus dem Estrich hat keine Möglichkeit zum Ausdünsten. Die überschüssige Feuchtigkeit entweicht daher über die Wände. Mit der Zeit bildet sich dort Schimmel, der sich an Tapeten und den Sockelleisten zeigt.
Estrich belegen trotz hoher Restfeuchte
Bei einem Restfeuchtegehalt von Estrich bis maximal 3,6 % kann man Bodenbeläge aus Holz gegen die aufsteigende Feuchtigkeit absperren. Bei zu klebenden Belägen empfiehlt sich eine PU- und Epoxybeschichtung des Estrichs. Schwimmend zu verlegende Beläge können mit einer PE-Folie abgesperrt werden.
Bei einer Bodenplatte aus Beton (mit Fußbodenheizung), wie wir sie oft bei einer schwedischen Bauweise vorfinden, ist die Trocknungszeit sehr, sehr lang. Hier heißt es, Geduld aufzubringen oder die Trocknungszeit durch Wärme zu beschleunigen. Denn eine Absperrung ist hier nicht möglich.